Liebesgedichte

und mehr

 Für G  
  
 Nester für Deinen Kopf
 baut mein Körper
 Dich zu bergen
 mich zu bergen
 mich geborgen in Deinen Armen zu wiegen
 fällt mein Kopf
 und fällt in Deinen Schoß 
 Für R 
  
 silbrig auch ohne Mond
 tauchen unsere 
 verschwitzten Körper ins Wasser
 spinnt sich eine aus Zuneigung
 gewobene Geschichte fort
 schenkt uns das Leben
 eine verschwiegene Freude
 in einer rauchigen Sauna
Die Liebe  
    
Ich will die Liebe groß sein lassen   
Sie soll sich in die Zwischen  
räume legen  
von dort aus   
alles durchdringen      

Ich sehe    
die Kinder streichen ihre verschwitzten Strähnen   
aus dem Gesicht   
ihre Augen glänzen   
Übermut   
zitternde Unterlippen   
Tränen nah   
alles zu viel   

leuchtend blaue Augen   
feine Gesichtszüge   
ein vertrautes Frauengesicht   
Sommerfrische noch jung  
jede wohnt in ihrem eigenen Schweigen   
wir teilen Worte   
die an der Wand hängen   
und das Zwitschern der Vögel   
es ist ein Summen   
es läuft, klingt, verbindet sich  
mit dem gestimmt Sein meines Herzens   
wir teilen die ausgetauschten Welten   
allein   
bewohnen die Inseln jenseits der Scham   gemeinsam  
wir teilen das Sehen     

Manchmal wogt   
die Sehnsucht heran  
eine Welle reißend   
singt  
in den Ohren das Meer fischig   
das Lied vom Begehren   
schreibt   
seinen Text  
ich schlucke Wasser  
schmeckt nach Salz   
auf meiner Haut    

Du     
tauche   
durch fremd sein   
mitten in dich hinein  
versenkt  im Spiel      

bleib  weit  genug weg     
sonst fehlt der Zwischenraum  
in den sich die Liebe legt  
  
Frankfurt 

Eckenheimer Landstraße, Ecke Nibelungenallee. 
Ein Strom vorbeifahrender Autos. 
Atem, der im Nebeldunst sichtbar ist. 
Ein schlagendes Herz. 
Der Asia Imbiss hat die Stühle auf der Fenstertheke noch hochgestellt. 
Der Friedhof breitet schweigend seine grünen Flügel aus. 
Deutsche Bibliothek. 
Tankstelle. 
Der nackte Mann aus Bronze. 
Ich erinnere mich und besuche ihn. 
Das feuchte T-shirt klebt. 
 
Endlich kann ich ein paar Worte zu Papier bringen. 
Er fehlt mir. 

Die Vorfreude 
gleicht einem Wärmekissen, 
einem Glockenspiel, 
einer Traube,                      
gleicht einer Kirsche, 
einem Apfel, 
einer Glut
Die Vorfreude glüht, 
die Sehnsucht bleibt, 
das Warten schmerzt.
 
Die Sehnsucht ist Luft. 
Bilder sammeln 
 
ein blasser voller Mond 
der mal neben einer Birke steht
besonders apart
zwischen den Ästen einer Pappel 
kaum ein Durchkommen hat 
mal einfach da hängt
ohne, dass er sich zu einem Bild gruppiert 
 
eine Sonne 
die noch tief steht
Luft 
die noch kalt ist
Fassaden die auf dem Weg zur Arbeit 
eine Aura von Süden verströmen
als hätten sie sich 
neu eingekleidet und geschminkt
Lippen
wie sie aufeinander lagen
während Zweige nicht genug Kontrast
in den Himmel warfen
Donnerstag 

schreibe auf die weißen Wände 
setze meine Handschrift 
auf die frisch gestrichenen  
gieße das Blau 
schwungvoll in die Schütte
über meine Hand
male mit Handrücken gedreht 
auf schlammfarben Grund
tanze mich blau auf deine Wand 

 
 
Unschärfe 

Verschwommenes Ich
im gesättigten Licht
Spätnachmittag
alles will überlaufen
Himmel noch blauer
Birke noch weißer
Wasser noch schwärzer
Pappel noch ausladender
Schatten noch verzweigter
Geschnatter noch eifriger
noch 
unstillbar
ich noch verschwommener
Im Morgenblauen 
wollen die Worte flüchtig bleiben. Der Bildschirm ist zu hell und die Kontraste sind zu stark und doch nehme ich das Gefühl des geblendet Seins in Kauf, um sie zu bannen. 
Es ist ein schönes Blau, ich habe den Vorhang etwas zur Seite gezogen, der Kontrast zum Schwarz des Daches. Ein lichtes Blau, dunkel und hell zugleich und während ich meinen Blick hebe, weicht die Schwärze der Nacht. 
Da berühren sich die Nacht und der Tag, als wollten sie einander ihr Reich überlassen, bis sie zur nächsten Übergabe. Und in diesem Raum von Dunkel zu Hell, der eine Durchfahrt ist, habe ich mich nun hineingesetzt und fahre durch. 
Es ist kein Tunnel, weil es eher eine Reise durch die Zeit als durch den Raum ist. 
Also ich lasse sie durch mich hindurch fahren, die Zeit. Sie fährt durch mich hindurch. So ist es richtig. Und vielleicht fährt sie nicht, sondern schleicht, haucht, dringt, fällt. Ich lasse sie. Meist unbemerkt. Heute schaue ich ihr dabei zu. 
Sehe, wie die Nacht sich verabschiedet.
Stelle mir vor, dass es ihr schwer fällt, zu gehen, weil sie eine Liebende ist, die mit dem Tag nie ganz zusammen kommen kann, weil sie einander nur berühren, sich vermischen ohne je gleichzeitig zu dauern und sich zu erkennen. 
Stelle mir vor, dass sie ihr eingespieltes Zusammenspiel genießen, einander begrüßen und einander freudig lassen, weil sie einander erkannt haben. Weil sie um die unterschiedlichen Wirkkräfte in ihren Gezeiten wissen. Weil es Welten sind, obwohl es nur vergehende Zeit ist, Welten, die sich in einem Zwischenreich berühren. In diesem Zwischenreich kann ich mich da der Geheimhaut annähern? 
Es sind andere Wörter, die auf den Bildschirm kommen, als die in der Dunkelheit gedachten.
Die lauschten den Traumbildern nach. Da passte etwas gut und alle Betten waren belegt. Die in der Dunkelheit, die, die flüchtig bleiben wollten, ich habe mich gefragt, ob ich sie höre oder sehe. Dachte schwarze Buchstaben im Schwarz der Nacht, die werde ich nicht erkennen, also höre ich sie wohl, aber nur ich kann sie ja hören. Also höre ich sie, ohne meine Ohren. Weder sehe noch höre ich das Gedachte, vielleicht denke ich es noch nicht einmal selbst, sondern es ist wie mit der Zeit, die durch mich fließt, ich werde zu einem Gefäß, in dem sich alles abspielt und es ist eine Erfahrung jenseits der Sinne, die nur mir zuteil wird. Da schließt sich schon wieder ein Frage an, beschäftigt mein Gehirn einfach sich selbst und spielt scheinbar zufällig mit den Bauklötzen, puzzelt Unpassendes zusammen, dass in der Dunkelheit andere Passformen annimmt? 
Der blassrosa schimmernde goldgelbe Kondensstreifen am Himmel hat sich schon wieder aufgelöst. Das Dach zeigt mir seine roten Ziegel, und der Himmel strahlt im Kontrast in einem lichten Grau, das in ein helles Blau hinüber geleitet. 
Oder aber werde ich Zeugin von der Weisheit der Nacht, die die Unterwelt, die andere Welt, das Archaische ihr Eigen nennt. Gilt es, ohne Augen sehen zu lernen und ohne Ohren zu hören? 
Die Dunkelheit der Nacht hat meine dort gedachten Gedanken für sich behalten. Sie waren nicht bereit, sich von mir auf den Bildschirm bannen zu lassen. Sie scheuen das Licht. Sie waren schon vergangen. Sie mischten sich nur ein ganz klein wenig bei. 
Begonnen habe ich vor Sonnenaufgang, schon ist die Zeit durch mich hindurch geflossen. In diesem Zustand ist das Denken noch unschärfer. So nennt es der Verstand als Herrscher des Tages. Ich bin schlicht benommen. 
es nimmt keine Form an 

es läuft
etwas von der Farbe, 
dem Lappen, der Landschaft, 
dem Auf- und Abtragen, zuweilen wild, 
auf jeden Fall sich selbst folgend, 
auch wenn wir eingreifen, 
es lichten, es gestalten, 
darunter liegt etwas, 
das Bild wird auf der Leinwand. 
Wir können es betrachten. 
Wie es uns gefällt.
 Wir 

 Auf mir landen die unreifen Oliven 
 und setzen sich 
 in die Falten meines Kleides
 
 Am Frühstückstisch sitzen wir
 und sehen die Krater 
 auf der Rückseite des Mondes 
 
 Sätze 
 die ohne Glockenschläge 
 angeschlichen kommen 
 sie wollen mich 
 durch den Tag begleiten 
 doch der Tag zieht 
 mich fort 
 
 sind es die Sätze 
 die wollen
 dass wir nicht verloren gehen?   
 
 Mit S und S im Park 

 Der lauten Stille lauschen. 
 Amsel frisst den Wurm. 
 Er schmeckt, lässt sie wissen. 
 Wieso auch nicht. 
 Mauersegler pflügen 
 durch die gehauchten Wolken. 
 Himmels Zen. 
 Krähen sitzen paarweise 
 in den Bäumen 
 warten auf ihre Zeit. 
 Mückenschwärme bieten sich als Schauspiel. 
 Eine einsame Ameise zieht ihrer Wege. 
 Schnaken kommen zum Abendessen. 
 Wir suchen das Weite. 
 Zuvor fanden wir die Weite
 ohne sie zu suchen. 
 Eingerahmt von vorbeifahrenden Autos, 
 die sich ablösten wie Staffelläufer. 
 Flugstunde, schrieb S. 
 Ich ließ den Tag hinter mir.  
aus dem Garten 
  
 Worte bald wieder
 derweil baden sie in grün
 wo sie unbeobachtet wachsen
 ehe man sich verguckt 
 sind sie erblüht
 oder welk geworden
  
 die Gewitter grollen nachts
 Rinnsale können anschwellen
 nichts bleibt
 oder versickern
 der tosende Fluß 
 mitunter einfach zu laut
  
 mehr Monologe 
 für einen Leser
 sie gefallen mir
 sie lassen mich ratlos
 mag eine Verbindung daraus entstehen
 oder sind es bloße 
 Spiegel für das Selbst? 
Fahrt durch die Nacht 

 Ich male mit meinem Mädchenherz
 Einen
 dem ich Botschaften aufgerollt auf Papier
 für die Fahrt durchs Blau der Nacht mitgebe
 zu dem ich unter den Bademantel krieche
 den die Mutter fürs Dampfbad ausgebreitet hat
 darunter ist eine geheimnisvoll knisternde Höhle                                                                                                                                        
 in der die Worte aus dem Mund
 in die Ohrmuschel rutschen
 im Fahrtwind Tuchfühlung aufnehmen
 bei den verbotenen Phantasien landen
 die zu Erlaubnissen reifen
 nach einem satten Sommer
 in dem die Finger einander bemalen
 krönen und schmücken
 Botschaften in Bauch und Achselhöhlen hinterlassen
 die Farben laufen ineinander
 fließen
 in die Tränen und den Regen
 wie es sich gehört 
 um die Erde fruchtbar zu machen