Grandmaster Poetry Slam Januar 15

Ich bin perplex nach dem gestrigen abend, so jung und schon so gescheit, gescheiter, gescheitert, nun ja, kann alles noch passieren, wenn man so jung ist. Oh jetzt lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, immerhin habe ich den Anlass für das Wortspiel gegeben. Das Wortspiel ist von Marco, falls sich jemand dieses Wortspiels bemächtigt, es ist von Marco, bitte als Schöpfer kenntlich machen. Heutzutage ist nichts mehr sicher, wenn es unser Gehirn verlässt. Es gibt ja nicht nur die Gutenbergs und Schavans vor denen geistiges Eigentum nicht sicher ist, die Welt im allgemeinen und besonderen ist unsicher. Also bilde dir bloß nichts ein auf deine Schöpfungen, ist sowieso alles mit allem verbunden, also vergiss Dein und Mein, also vergesst wer die Texte geschrieben hat, die ihr lest, schreibt einfach euren Namen darunter. Oder sagt, es ist von Marco, dann könnt Ihr Euch gleich outen als wissenschaftlich korrekt und ethisch höher stehend. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, das kommt gut.

Fast Thema verfehlt, vom Weg abgekommen, ich mein, Thema hatte ich gar keins, ich war halt perplex nach dem gestrigen Abend. Die Gewinnerin, auf die haben meine Freundinnen ja gleich zu Anfang getippt, war ja auch die Erste. Die Erste wird Erste, ist doch klar, mir war`s halt nicht so klar, bin vielleicht nicht so gut in logischen Offensichtlichkeiten.

Also über`s Leben erzählen, war mir zwar schon klar, dass die gut so Stimmen nachmachen kann und so, ist ja wichtig, wenn man auf der Bühne steht. Meine Analyse: schauspielerisches Talent zählt und die Performance eben, wie bei Unternehmen am Aktienmarkt, die Performance ist alles. Mir haben ja die tiefgefrorenen blauen Heidelbeeren besonders gut gefallen, mein lyrisches Ich war entzückt: zart, leise, weise.

Aber die Menschen lachen lieber laut, ich lach auch gern laut, laut lachen befreit, befreit kann ich lauter klatschen und jubeln, ist doch logisch, oder? Das andere Phänomen ist, ich werde beim Zuhören so atemlos wie beim Vortragen. Dann steht der Mund offen, sonst würde ich ja ersticken und wenn der Mund offen steht, sendet mein Hirn das Signal, du staunst, bist fasziniert, begeistert. Um mich aus der Staunstarre wieder ins Jetzt zu beamen, muss ich laut klatschen. Mich zurück holen aus meinem früheren Leben ins Hier und Jetzt durch lautes klatschen und jubilieren, so würden es auch die Druiden der Neuzeit machen, ich kann da mitreden. Das könnte man als Taktik 2 bezeichnen, bei mir hat`s funktioniert, ehrlich bei der Sprachakrobatik der Ersten beim zweiten Durchlauf. Da kam noch dazu, dass nicht nur Liebe durch den Magen geht, sondern auch Sex durch`s  Hirn, es war ja noch viel weitreichender, ging ja nicht um einen mother fucker sondern um einen matters fucker, orale und genitale Wortspielstimulation. Wär`ja mal ein spannendes Experiment, so ganz ohne Berührung nur mit Worten, ach lassen wir das Thema, die plumpe Taktik 3 der Werbung, der hat sich nämlich die Erste in der zweiten Runde nicht bedient, dazu war sie zu genial.

Nach der zweiten Runde ging es mir wie meinem 9-jährigen Sohn, der mich als vielleicht 6 jähriger fragte: „Mama, warum muss eigentlich immer jemand gewinnen, ich muss nicht gewinnen“. Letzteres trifft auf mich nicht zu, erste Frage schon, vielleicht kann mal jemand einen Text darüber schreiben, bitte, wieso muss immer jemand gewinnen, wieso schlachten sich die Menschen gegenseitig ab, wieso ist Gott schlecht und so weiter.

Im Grunde war ich ohnehin die Gewinnerin des Abends, hatte das große Los gezogen im Publikum sitzen zu dürfen. Geht doch so. Du bist auserwählt, sonst wärst Du gar nicht hier mitten unter uns. Schön, dass ich jetzt auch zu den Auserwählten gehöre, zum Fan Club der Poetry Slammer. 

17.01.15