Ich verliere meine Haare. Nicht etwa, weil ich nicht auf sie aufpassen würde. Ich passe sogar gut auf sie auf und nehme sie überall mit hin, zwangsläufig. Aber sie halten sich einfach nicht fest genug. Bei Erschütterungen gehen sie verloren. Nicht alle. Ich staune immer wieder, wie viele noch bleiben, bei den vielen die verloren gehen. Ich schließe daraus, dass ich wirklich viele Haare besitze. Das rührt mich, die vielen Haare auf meinem Kopf, von denen in meinem Gesicht ganz zu schweigen, über den Augen, in der Nase und ein Haar wächst am Kinn, das schickt sich nicht an, verloren zu gehen, ebenso wenig meine Scham- und Achselbehaarung.
Achselbehaarung ist out. Schon lange. Ich entferne sie seit kurzem mit einem Rasiermesser. Schamhaare zu frisieren ist auch voll im Trend. Was soll ich dazu sagen? Wenn es Freude macht. Ich habe meinen Kompromiss gefunden. Ein wenig Rebellion, ein wenig Anpassung. Wie das aussieht? Das überlasse ich der Phantasie der Leserinnen. Haare an den Beinen. Auch out. Also immer die Klingen schärfen. Aussehen als ob der Mensch vom Affen abstammt. No Go. Wir sind im Barbie Zeitalter. Glatt und Makellos. Animalisch war gestern.
Ach und überall liegen meine verlorenen Haare. Spuren, die sie hinterlassen. Im Schlafzimmer, im Badezimmer, in allen benutzen Duschen, im Salat. Neulich habe ich sie in den Spinnnetzen von der Decke gesaugt. Keine Ahnung wie die dahin gekommen waren. Ehrlich nicht. Meine Haare kennen diese Lust Spuren zu hinterlassen schon seit 25 Jahren. Keine Altersschwäche. Womöglich fanden sie es schon früh auf meinem Kopf zu langweilig, obwohl ich nicht behaupten kann, ich hätte Ihnen nicht viel geboten. Afrika, Amerika, Asien. Also was wollen die überhaupt. Angeborene Abenteuerlust ist es wohl.
Also dann, alles eine Frage der Perspektive. Ich lebe ganz gut mit meinen abenteuerlustigen Haaren.